Ugo – Kosmos Verlag – Rezension von Franky Bayer

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Ugo!

 

 

Also, originell sind die Einwohner (Ugorianer?) dieses Königreichs bei der Namensgebung ihrer Städte nun nicht gerade. Auf der Landkarte, die ich vor mir habe, tragen sie die Namen – von Westen nach Osten – Igo, Ego, Ago, Ogo und Ugo. Ich bin auch im Besitz der etwas größeren Originalkarte, und auf der sind etwas nördlicher noch weitere Städte eingezeichnet: Ago, Uga, Igu, Egi und Oge. Ich schließe daraus, dass die Sprache (ugorianisch?) aus 5 Vokalen und bloß einem einzigen Konsonanten besteht, was eine eher neolithisch anmutende verbale Kommunikation vermuten lässt. Sprachlich gesehen sind die Ugorianer also ein wenig GAGA.

 

Aber auch sonst sind die Sitten und Gebräuche ein wenig merkwürdig. Zur Gründung ihres Königreichs messen sie sich mit ihren Nachbarn in einem seltsamen Ritual, das „Stichspiel“ genannt wird. Durch sogenannte „Stiche“ erlangen sie Ländereien wie Äcker, Gebirge, Hügel oder Seen. Doch nur wenn sie von ausreichend vielen Bauern bewirtschaftet werden, sind diese Ländereien auch wirklich was wert!

 

Die Ländereien kommen auf Karten vor und sind der Einfachheit und der besseren Übersichtlichkeit halber in deutlich unterscheidbaren Farben gehalten. Wiesen sind grün, Gebirge grau, Äcker gelb, Seen blau und Hügel rot. Der Wert wird mit einer Zahl von 0 bis 8 beziffert, je höher, umso wertvoller. Dies ergibt insgesamt 45 Ländereien. Jeder potentielle Potentat bekommt zu Beginn eines Durchgangs 10 Karten vom gut gemischten Stapel. Außerdem breitet er seine persönliche Landkarte – bestehend aus 5 Teilen – vor sich aus. Und dann kann’s losgehen, oder wie die Ugorianer in ihrem beschränkten Sprachschatz sagen würden: GO!

 

Ein Regent beginnt, indem er eine Landschaft auslegt. Reihum legen alle anderen ebenfalls eine Landschaft aus, wobei es – wenn möglich – dieselbe Landschaftsart sein muss.  Politwissen-schafter nennen dies „Farbzwang“. Wer die Landschaft mit dem höchsten Wert ausgelegt hat, erobert alle ausliegenden Ländereien (Fachausdruck: „Stich„) und stapelt sie säuberlich nach Landschaftsart geordnet auf seine Landkarte. Danach spielt er die nächste Landschaft aus.

 

Eine Besonderheit stellen die Bauern dar. Sie sorgen dafür,  dass die Königreiche fruchtbar sind und genügend Nahrung für die Bevölkerung erwirtschaften. Jedes Königreich verfügt anfangs nur über so viele Bauern, um zwei verschiedene Landschaftsarten zu versorgen. Für mehr müssen weitere Bauern eingestellt werden, was auf zwei Arten geschehen kann. Einerseits bekommt der Spieler, der einen Stich gewonnen hat, so viele Bauern wie auf seiner ausgespielten Karte abgebildet sind. Andererseits kann man mit Ländereien mit den Werten 1 oder 2 ebenfalls Bauern erhalten, allerdings nur, wenn man damit einen Stich verloren hat. Am besten ist es, wenn dabei die Farbe der ausgespielten Karte nicht mit jener der stechenden Karte übereinstimmt.

 

Nachdem alle 10 Stiche gespielt wurden, kommt es zur Punktwertung. Bei allen ausreichend bewirtschafteten Landschaftstypen zählt der Wert der zuoberst liegenden Länderei-Karte. Fehlen bei einer Landschaft hingegen Bauern, werden pro fehlendem Bauern 5 Minuspunkte verrechnet. Alle Punkte werden notiert, und nach 4 Runden gewinnt der Spieler mit den insgesamt meisten Punkten.

 

Als Stichspiel erfindet „Ugo!“ zwar das Rad nicht vollkommen neu, die vorgenommenen Änderungen sind jedoch klein aber fein. Betrachtet man lediglich das Ausspielen der Karten, fällt überhaupt nur eine Abweichung zu üblichen Vertretern dieses Genres auf. Die ausgespielte Farbe muss bedient werden, den Stich macht aber der Spieler mit der höchsten ausliegenden Karte, egal welcher Farbe. Bei gleich hohen Werten sticht die zuerst gespielte Karte. Dies sorgt trotz des Fehlens einer Trumpffarbe für überraschend verlaufende Stiche.

 

Die eigentliche Innovation bietet die Art und Weise, wie die gewonnenen Karten gesammelt werden. Sie werden nämlich streng nach Farben getrennt in das eigene Königreich gelegt. Karten desselben Stichs können dabei in beliebiger Reihenfolge sortiert werden. Zu einem späteren Zeitpunkt gewonnene Karten kommen aber auf jeden Fall auf den entsprechenden Stapel. Da der Wert der obersten Karte zählt, wird man selbst danach trachten so auszuspielen, dass am Ende einer Runde möglichst hohe Karten obenauf liegen. Hingegen wird man versuchen, mit niedrigen Karten gegnerische Landschaften zu entwerten. Eine „Null“ taktisch  geschickt „abgeworfen“, und die sicher geglaubten Punkte eines Mitspielers sind für den UGO.

 

Die Bauern sind aber der eigentliche Geniestreich. Nur wenn man Stiche in bloß zwei Farben zusammenbringt, sind keine Bauern notwendig. Sammelt man mehr als zwei Farben, ist zwar die Chance auf fette Punkteausbeute größer, dafür steigt allerdings auch das Risiko, da man ohne ausreichende Versorgung Minuspunkte kassiert. Das Knifflige daran: Je höher eine Karte, umso weniger Bauern kann man damit bekommen. Mit den 8ern, den Karten mit dem höchsten Wert, sind sogar überhaupt keine Bauern zu gewinnen.

 

Wie bei jedem guten Kartenspiel gilt es daher, vor dem ersten Stich schon einzuschätzen bzw. abzuwägen, was man so mit seiner Kartenhand anstellen kann. Grundregel: Es gibt absolut keine Möglichkeit, mehr Bauern zu erhalten, als auf den eigenen Karten abgebildet sind. Zusammen mit den anderen Informationen – Werte der Karten, „blanke“ Farben, etc. – sollte man bereits eine ungefähre Vorstellung haben, wie viele verschiedene Landschaftsarten sich wohl ausgehen könnten, und seine Spielweise darauf im anschließenden Stichspiel einstellen.

 

Das Stichspiel selbst ist ziemlich interaktiv. Und zwar im Sinne von „gemein“. Da jeder natürlich auf seinen Vorteil achtet, und seinen Mitbewerbern naturgemäß aber auch gar nichts gönnt (die Ugorianer sind ausgesprochene EGOisten), wird nichts unversucht gelassen, um diese zu schädigen. Der linke Nachbar hat eine grüne 8 ausliegen? Flugs eine grüne 0 in seinen Stich geworfen, und schon sind seine Wiesen nichts mehr wert. Der rechte Nachbar hat verdächtig viele Punkte mit seinen drei gut versorgten Landschaften? Im letzten Stich noch eine vierte oder vielleicht sogar fünfte Landschaftsart rein schmeißen, und schon muss er sich auch ein paar Minuspunkte notieren. Die relativ legeren Stichregeln machen „Ugo!“ zu einem Ärgerspiel par excellence. Drei Spieler, noch besser: vier, sollten sich aber schon am Spieltisch einfinden, denn zu zweit fehlen bei „Ugo!“ ein wenig die Spannung und Würze.

 

„Ugo!“ erschien vor zwei Jahren beim holländischen Verlag „Play this one“. Kosmos Spiele hat sich der spielerischen Perle angenommen, weshalb es nun auch im deutschen Sprachraum eine angemessene Verbreitung findet. Gegenüber dem Original gibt es vom Spielmaterial nur geringe Veränderungen. Die Grafik ist grundsätzlich gleich geblieben, die Symbole – vor allem für die Werte „1“ und „2“ – wurden aber leicht verbessert. Leider finden wir in der – nun etwas kleineren – Kosmos-Schachtel nicht mehr die stabilen Tafeln zur Ablage der Stiche, die Königreiche werden nun aus jeweils 5 Karten zusammengesetzt. Das finde ich persönlich schade, allerdings konnte so ein wirklich attraktiver Verkaufspreis erzielt werden. Ein Angebot, das man bei der Qualität des Spiels nicht ablehnen kann.

 

 

Franky Bayer

 

 

Bewertung:               4         Schilde

Zielgruppe:                Gelegenheitsspieler             ++

 

 

 

Info-Box:

Titel:                           Ugo!

Art des Spiels:          Kartenstichspiel

Spieleautoren:         Thomas  Jansen, Ronald                                    Hoekstra & Patrick Zuidhof

Verlag:                       Kosmos Spiele

Jahrgang:                  2014

Spielerzahl:               2 bis 4 Spieler

Alter:                          ab 10 Jahren

Dauer:                        ca. 40 Minuten

 

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