Bärenpark – Rezension von Franky Bayer, Knobelritter

 In Spielerezensionen

Bärenpark

 

 

Unser Bild vom ursus, dem Bären, ist irgendwie verklärt. Verniedlicht durch Stofftiere, vermenschlicht als Zirkus- oder Zooattraktionen, verharmlost durch Zeichentrickfilme, manchmal auch verfremdet in Horrorfilmen. In Wirklichkeit ist es ein Säugetier, ein Raubtier, welches idealerweise in seiner natürlichem Umgebung leben sollte.

 

Durch die fortwährende Ausbreitung des homo sapiens, eines noch weit gefährlicheren Säugetiers, wird sein Lebensraum jedoch immer kleiner wird. Wir Spieler haben es aber in der Hand, gleich für verschiedene Bärenarten eine Art Themenpark zu errichten, mit geeigneten Tierhäusern und passenden Außengehegen für Eisbären, Pandas, Gobibären und Koalas.

 

 

Zu Beginn besitzt jeder von uns aber nur über ein kleines Parkgelände mit einem Eingangsbereich und gerade mal 4 x 4 Feldern. Der ganze Park ist anfangs noch leer. Unsere Aufgabe ist es, die Felder möglichst raumsparend – es soll schließlich kein Quadratmeter ungenutzt bleiben – und gewinnbringend zu füllen.

 

Auf dem Vorratsplan finden sich schön geordnet alle Projekte in Form von Plättchen, mit denen wir unseren eigenen Bärenpark ausstatten können. Da sind einmal die Grünanlagen, welche je nach Art – Toiletten, Spielplätze, Imbissbuden und Wasserwege – ein bis drei Felder des Parkgeländes belegen. Dann gibt es für jede Bärenart eigene Tierhäuser, welche alle je 4 Felder brauchen. Und schließlich noch die aus 5 Feldern bestehenden Außengehege, die alle unterschiedlich geformt sind.

 

Anfangs erhält jeder von uns schon mal eine Grünanlage. Wie groß dieses Plättchen ist, hängt von der Spielreihenfolge ab, so bekommt etwa der Startspieler lediglich eine Toilette (1 Feld). Wenn wir an der Reihe sind, führen wir unseren Spielzug in 3 Schritten aus:

 

  1. A) Plättchen legen

Wir nehmen genau ein Plättchen aus unserem Vorrat und legen es in unseren Park. Dabei sind ein paar einfache Legeregeln zu beachten (kein Überlappen, nicht über den Rand, etc.), vor allem aber muss das Plättchen an ein vorhandenes Plättchen orthogonal angrenzen. Außerdem darf das auf dem Parkgelände abgebildete Grubenfeld nicht abgedeckt werden.

 

  1. B) Symbole auswerten

Anschließend werten wir die Symbole aus, die wir mit dem gerade ausgelegten Plättchen abgedeckt haben. Für jede grüne Schubkarre nehmen wir uns eine beliebige Grünanlage vom Vorratsplan, für jeden weißen Betonmischer das oberste Tierhaus eines beliebigen Bären. Ein orangefarbener Bagger beschert uns ein beliebiges Außengehege. Und für einen Bautrupp dürfen wir uns ein neues Parkgelände nehmen (bis zu einem Maximum von 4 Parkgeländen).

 

  1. C) Bärenstatue auslegen

Konnten wir ein Parkgelände völlig abschließen, also alle Felder bis auf das Grubenfeld abdecken, nehmen wir die Bärenstatue mit dem größten Wert aus dem Vorrat und legen es auf das Grubenfeld.

 

Sobald ein Spieler alle vier seiner Parkgelände abgeschlossen hat, ist jeder andere Spieler noch genau einmal an der Reihe. Dann endet das Spiel und es wird gewertet. Dazu zählen wir die Werte aller unserer abgelegten Plättchen (inklusive Bärenstatuen) zusammen. Kommen wir dabei auf die höchste Gesamtsumme, haben wir den attraktivsten Bärenpark und dürfen uns „bärig“ über den Sieg freuen.

 

 

Plättchen auf die eigene Ablagetafel platzieren – das hört sich verdächtig nach einem Legespiel an. Und das ist „Bärenpark“ dann auch tatsächlich. Durch die verschiedenen Formen – man nennt sie „Polyminos“ – hat es auch Ähnlichkeiten zu „Patchwork“, „Ein Fest für Odin“ und „Cottage Garden“. Ein klarer Beweis dafür, dass Tüfteln und Puzzeln in „Tetris“-Manier gerade sehr modern sind.

 

Es kommt darauf an, die Plättchen möglichst lückenlos auf seine Parkanlagen zu platzieren. Als Belohnung für eine komplett abgedeckte Tafel darf man dann eine Bärenstatue auf das Grubenfeld stellen. Dabei kommt es stark aufs Tempo an, denn zuerst werden die Statuen mit den höchsten Werten gebaut, dann nehmen die Werte immer mehr ab.

 

Bei den Tierhäusern und den Außengehegen spielt das Timing ebenfalls eine wichtige Rolle. Zwar bekommt man die auf den Plättchen aufgedruckten Punkte erst, wenn das Plättchen auch wirklich in die Parkanlage integriert wird, trotzdem sollte man sich vor allem die Tierhäuser mit den höheren Werten rechtzeitig sichern. Auch hier hat jener Spieler den Zugriff auf die wertvolleren Plättchen, der früher dran ist.

 

Der Nachschub an Plättchen sollte überhaupt, nicht nur wegen der Punkte, sehr vorausschauend geplant werden. Es ist vorteilhaft, in seinem Zug stets mehrere verschiedene Plättchen zur Auswahl vorzufinden, um flexibler auf die Aktionen der Mitspieler reagieren zu können. Umgekehrt ist es hingegen mehr als suboptimal, am Anfang seines Zuges gar kein Plättchen zu haben, denn dies bedeutet einen Zugverlust, der schwer wieder zurückzugewinnen ist.

 

Das Legen der Plättchen wiederum empfinde ich als eine reizvolle Knobelaufgabe, um seinen Park bestmöglich zu belegen und gleichzeitig auch für ausreichend Grünanlagen,  Tierhäuser und Außengehege für die nächsten Runden zu sorgen. Die Außengehege stellen dabei durch ihre besonderen Formen und ihre Größe ohnehin eine größere Herausforderung dar. Prinzipiell sind größere Plättchen schwieriger unterzubringen, dafür bekommt man mit diesen seinen Park schneller voll.

 

„Bärenpark“ bietet noch eine Variante für erfahrene Spieler, bei der zusätzlich noch Auftragsplättchen ins Spiel kommen. Zehn verschiedene Auftragsplättchen kommen im Spiel vor, mit so unterschiedlichen Aufträgen wie eine „Imbissmeile“, bei 3 aneinandergrenzende Plättchen mit Imbissbuden in einer Reihe gebaut werden sollen, oder „Eisbären“, wofür drei Einrichtungen für Eisbären (Tierhäuser und/oder Außengehege) gefordert werden.

 

Für jede Partie werden drei davon zufällig ausgewählt und die jeweils 3 Exemplare mit unterschiedlichen Punktewerten bereitgelegt. Wer am Ende seines Zuges die Bedingungen für einen Auftrag erfüllt, erhält das höchste noch verfügbare Auftragsplättchen, welches ihm Zusatzpunkte für die Endwertung bringt. Diese Variante verschärft noch den Konkurrenzkampf um die entsprechenden Plättchen und erhöhen den Strategiefaktor des Spiels.

 

„Bärenpark“ ist sicher kein großes, innovatives Spiel, aber solide und sowohl für Gelegenheitsspieler, als auch – vor allem mit der Variante – für etwas anspruchsvollere Spieler geeignet. Mir gefällt besonders, dass es trotz der relativ kurzen Spieldauer doch über eine gewisse Spieltiefe verfügt.

 

 

Franky Bayer

 

 

Bewertung:               4         Schilde

Zielgruppe                 Gelegenheitsspieler             ++

 

 

 

Info-Box:

Titel:                           Bärenpark

Art des Spiels:            Legespiel

Spieleautor:               Phil Walker-Harding

Verlag:                       Lookout Spiele

Jahrgang:                   2017

Spielerzahl:                2 bis 4 Spieler

Alter:                          ab 8 Jahren

Dauer:                        30 bis 45 Minuten

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